Evenletters – Die Entstehungsgeschichte

Wie alles begann…

am Anfang von allem, stand wie immer, ein Lächeln !

und

Herzlich Willkommen zu Evenletters – Ein Dialog(versuch).

Es hat lange gedauert, bis hier etwas stehen konnte. Seit der Gründung konnten auf dieser Seite mehr als 32.000 Aufrufe verzeichnet werden, nicht nur aus dem deutschsprachigem Raum, sondern auch aus Übersee, da scheint nun an der Zeit zu sein, den Besuchern einen Eindruck zu geben, wie das Projekt begann und was bisher geschah.

Der Grundgedanke von Evenletters ist, eine Form zu schaffen, die eigenen Gedanken, in welchem literarischen Ausdruck auch immer, anderen Menschen zugänglich zu machen. Hin und wieder kam es eher zufällig dazu, dass ich den einen oder anderen Text zu hören bekam und gerne mehr gehört hätte. Nur fehlte es an einem geeigneten Rahmen, einer Möglichkeit jenseits der Alltäglichkeit. Es bedurfte eines „jour fixe“, um in einen regelmäßigen, gemeinsamen, literarischen Austausch zu treten.

Schließlich ergab es sich am Silvesterabend 2009/2010, dass Rote Blume die Jahreswende in ihrer WG feierte, wo mir Ingo Heckwolf vorgestellt wurde. Im Verlauf des Festes erzählte er mir von seiner einmaligen Veranstaltung namens „Das weiße Blatt“, deren Grundkonzept mir sehr gefiel. Da Ingo keine weiteren Termine bekannt gab, beschloss ich, seine Idee aufzugreifen.

Recht erfüllt und beseelt von der Idee sann ich einige Tage über einen geeigneten Namen für die Veranstaltung nach, als Daniel mich auf meinen Blog hinwies, den ich bereits im November 2009 mit der Wortschöpfung „Evenletters“ angelegt hatte, um mit Freunden interessante Dinge, „sogar Briefe“, auszutauschen. Der Name war geboren.

Zu dieser Zeit ist auch das Logo zu Evenletters entstanden. Aus einer Kuchenform, einer LED-Beleuchtung, etwas Plexiglas und meiner eher unausgereiften Skalpell-Fertigkeiten kam die kleine Leuchtreklame zustande, die noch heute bei keiner Lesung fehlen darf.

Dann begann die Suche nach einem passenden Veranstaltungsort.

Die erste Lesung wollte ich im schönsten, mir bekannten Wohnzimmer im Freiburger Stadtteil Wiehre veranstalten. Ich schickte Annette, der Besitzerin, eine handschriftliche Anfrage, ob sie damit einverstanden wäre, uns ihr Wohnzimmer für eine erste Lesung zur Verfügung zu stellen. Annette gab uns „grünes Licht“ und so saßen wir dort in ihrem Beisein und lasen unsere eigenen Texte in einer angenehmen Atmosphäre vor. Anschließend sprachen wir über das Geschriebene und und wir beschlossen, dort erneut zu lesen. Leider wurde das zweite Treffen zwei Stunden vor Beginn abgesagt, sodass wir sehr kurzfristig in Daniels und Steffis Wohnzimmer „umziehen“ mussten, das die beiden uns großzügiger Weise zur Verfügung stellten.

Zur zweiten Lesung erschienen bereits 22 Menschen, mitunter auch Zuhörer, womit das Wohnzimmer, trotz seiner beachtlichen Größe, zu klein wurde. Die Lesung war trotz anfänglichen Platzproblem ein voller Erfolg; wir lauschten erneut in ungezwungener Atmosphäre einer Vielzahl unterschiedlichster Texte.

Ich bin den beiden bis heute sehr dankbar, dass sie dies ermöglicht haben und freue mich, sie ab und zu unter den bekannten Gesichtern bei Evenletters zu sehen.

Nach den ersten „Wohnzimmer-Lesungen“ war es allerdings an der Zeit, einen öffentlichen Veranstaltungsort für die Lesung zu finden. Dabei kam mir die Galerie „Post Fine Arts“ in den Sinn und so schrieb ich Herrn Post an, welcher mich sehr bald empfing. Herr Post erklärte mir mit größter Höflichkeit die Parameter, die eine Veranstaltung in seinem Haus zu erfüllen habe: Kunst habe ihren Preis und somit könnten dort nur jene Veranstaltungen stattfinden, welche der Galerie und seiner Kundschaft angemessen wären. Seine Offenheit ist etwas, was man mit Geld nicht bezahlen kann, und ich bin dankbar, heute mehr denn je, dass Herr Post, sie mit mir geteilt hat. Vor einigen Lesungen war Herr Post zugegen und zeigte sich erfreut über die Entwicklung und der Atmosphäre, die in unseren Lesungen herrscht.

Meine zweite Anlaufstelle war das kürzlich eröffnete „ArtJamming“. Meine erste Begegnung mit dem Besitzer Ingmar Sack möchte ich so beschreiben: Nach wenigen Worten standen wir einander gegenüber und regten Träume einer Zukunft, die in den Sternen lag. Blindes Verständnis und die Hoffnung auf Erfüllung untermauerte unsere Verbindung. Als bei der ersten Lesung im „ArtJamming“ lediglich fünf Personen erschienen, mein Vater und dessen Frau eingerechnet, sagte mir Ingmar bevor ich ging: „Das wird schon… Auch hier.“ Seit dieser Lesung habe ich Vertrauen geschöpft und bin mehr als froh, die Veranstaltung in Ingmars Räumlichkeiten „zuhause“ zu wissen.

Rückblickend auf die letzten drei Jahre ist Evenletters ganz unterschiedlich frequentiert. Zum „harten Kern“ gesellen sich immer wieder neue Gesichter. An manchen Lesungen sitzen wir fast familiär im kleinen Kreis zusammen, an anderen Tagen müssen wir sogar Stühle aus dem Keller hinzuholen. Die Lesungen finden in der Regel monatlich statt, je nach Auslastung des ArtJammings, immer Freitags.

Einmal im Jahr veranstalten wir in den Sommermonaten eine Lagerfeuer-Lesung am Schlossberg.

Es bedarf keiner Voranmeldung zu den Lesungen und es gibt auch keine Liste, in der man sich eintragen muss – wer möchte und den Mut hat, beginnt.

Nach einer dreiviertel Stunde gibt es eine kleine Pause und das Gelesene/Gehörte kann sich setzen. Die zweite Hälfte endet etwa um 22 Uhr. Der „offizielle Teil“ ist beendet, der Dialogversuch beginnt.

Aus jeder Lesung fasse ich eine Programmmitschrift zusammen, die ich per E-Mail an die Autoren sende. Gehen die vollständigen Texte der Autoren ein, stehen sie bald online.

Seit der ersten Lesung sind mehr als dreihundert Texte hinterlegt worden, nicht nur Lyrik, sondern auch Prosa, Essays und sogar Briefe. Die Homepage wird im Durchschnitt täglich dreißig mal aufgerufen. Kurz vor den Lesungen und nach Hochladen der Texte steigen die Zahlen.

Rote Blumes „Ohne Titel“ wurde am häufigsten gelesen, gefolgt von SiFis …. und Leo Zierocks „Oasen“. Im E-Mail Verteiler versammeln sich mittlerweile dreißig Autoren, die den Weg ins ArtJamming gefunden haben.

„Der harte Kern“ von Evenletters: Felix Wesendahl, der durch seine „ab-durch-die-Mitte-Texte“ oft aus einem betroffenen Schweigen Prosa macht. Oder Ingo Heckwolfs Romanauszüge, auch kurze/lange politisch-sozialen Texte, die er mit einem Schmunzeln im Gesicht vorträgt. Antonia Kuechlin, Alexander Renz, Leonidas Zierock, Rote Blume, Rainer Bucher. Auch Gäste aus der gesamten Republik tauchen hier kurz auf: Johannes Wickert, Becky Blue, Maurice Moel und Benjamin seien hier unbedingt erwähnt. Einige kamen  nur ein einziges mal und trotz steter Einladung fanden sie nicht mehr die Zeit vorbeizuschauen: Andy Kraft, Marcel Sandmeier, Leonie Merz und Yvonne Petrovic.

Die Lesungen wurden immer wieder bereichert, so trugen Liedermacher ihre Texte mit Instrumenten vor und Jenny Doll tanzte zu Texten von Estalla Schweizer. Ideen wie Texteerklärungen, Motto-Abende oder offene Textbesprechungen konnten bisher noch nicht verwirklicht werden. Um Weihnachten 2010 kam der Vorstoß einen Gedichtsband in Buchform zu veröffentlichen. Die Zeit verging und eine Realisierung ist mit dem dritten Anlauf auf einem guten Weg. Was künftig hier auch zu lesen sein wird, sind  Veranstaltungshinweise von befreundeten Teilnehmern.

Das Projekt Evenletters lebt von der Teilnahme und der Neugierde der Menschen – ohne das Mitwirken der Autoren und Zuhörer wäre das ganze Projekt nicht möglich.

Vielen Dank!

 

Juliano Gerber

evenletters.de

2 thoughts on “Evenletters – Die Entstehungsgeschichte

  1. Lieber Juliano, eine Eurer treuen Schreiberinnen erwähnte, dass sie zum evenletter-Leseabend ginge – ich durfte mit: das was ich am Freitagabend hörte, erlebte und sah war grossartig im feinen Umgang, dem Respekt junger idealistischer und realistischer Menschen zusammen. Das Ringen von Menschen die aktiv denken, miteinander spüren wollen was eigetlich ist und even-tuell noch werden mag? Es erinnert an Ad-Hoc in Bochum, Kassenbergerstrasse mitte der 80er Jahre. Einfach, schön die achtvolle Stimmung bewusster geniessender Menschen am gegenseitigen steigen in Höhen und Tiefen. Danke, wie Du einen Fremden direkt mit Lesen eines Textes einer Abwesenden in Euren Kreis reinholtest: vieles ist gelungen, und einen Anreiz durft ich spüren mitwirken zu wollen, aber auch gespannt im Wunsch und der Hoffnung, mal wieder vom knisternd Neuen empfangen zu werden. Schön, einfach: die Kunst ist spürbar anwesend und das kann nicht mehr loslassen! Ich danke Dir Julian! Glauben zum neuen Mensch-Sein und -Werden kann so wieder wachsen.

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